»Like lipstick on a gorilla«

Das Closed Controlled Access Centre (CCAC) auf Samos als Blaupause für zukünftige Asylgrenzverfahren

Julia Manek

Abstract This article outlines the possible consequences of the asylum border procedures under the new Common European Asylum System (CEAS), focusing on the Closed Controlled Access Center (CCAC) on Samos. For the short period since the EU commissioner’s promise »no more Morias!« and the subsequent opening of the CCAC in September 2021, this article evaluates the transforming conditions based on the psycho-geographical counter-mappings created by de facto detainees and human rights defenders. Like the former Reception and Identification Center (RIC) Moria on Lesvos, the old RIC on Samos subjected its residents to the inhumane and degrading conditions of a torturing environment. In contrast, there was reason to believe that the new CCAC, built for 43 million euros and said to follow the best humanitarian standards, would explicitly not meet these criteria. However, the counter-mappings expose how the violent neglect of the old RIC transforms into the surveilled and weaponised space of yet another torturing environment. Hidden from the public gaze, the CCAC creates a reminiscent of Moria.


Keywords migration detention, camp, torturing environment, counter-mapping, CEAS


Prolog

Es war einmal ein Europa, das sich als Europa der Aufklärung und der Menschenrechte erzählte. Tatsächlich wurde in ebendiesem Europa auch der Grund für die Schaffung des modernen Rechts auf Asyl gelegt: Denn die Verbrechen gegen die Menschlichkeit des deutschen Faschismus und die daraus resultierenden Fluchtbewegungen hatten klar gezeigt, dass es Schutzmechanismen angesichts der Abgründe der Unmenschlichkeit bedurfte.

Aber Jahrzehnte später gab es in diesem Europa auch Lager, die diejenigen zusammenpferchten, die in Europa Schutz suchten. Unter diesen Lagern gab es eins, das war besonders berüchtigt: In ›Moria‹ waren die Lagerbedingungen so schlimm, dass die Menschen, die in ihm leben mussten, an Weihnachten 2020 schrieben, »oft lesen und hören wir, dass wir in diesen Lagern wie Tiere leben müssen, aber wir denken, dass das nicht stimmt. Wir haben die Gesetze zum Schutz der Tiere in Europa studiert und wir haben herausgefunden, dass sogar sie mehr Rechte haben als wir« (Moria Corona Awareness Team/Moria White Helmets 2020). Nicht nur die Schutzsuchenden selbst, auch menschenrechtsbasierte Forschung attestierte dem Lager, ein Ort zu sein, der durch umweltbedingte, soziale und affektive Misshandlung einen Raum schaffte, der psychophysiologische Funktionen und menschliche Subjektivität intentional angriff und gemäß der Definition der Konvention gegen Folter der Vereinten Nationen (1984) die Kriterien von Folter oder anderer grausamer, erniedrigender oder unmenschlicher Behandlung erfüllte. Moria war ein ›Torturing Environment‹1 (Grupo Acción Comunitaria 2020; Pérez-Sales et al. 2022). Nachdem das erste Moria in Flammen aufgegangen war, wollte Europa im Angesicht des skandalisierten Grenzspektakels neue Lager bauen. Eins sollten sie nicht werden: »Keine Morias mehr«, versprach die EU-Kommissarin Johansson (EU Debates 2020). Es sollten ›Multi-Purpose Reception and Identification Centres‹ (MPRIC) werden, die die Bedarfe der Bewohner:innen vollkommen decken sollten (Hellenic Republic Ministry of Migration and Asylum 2021). Johansson hatte weiterhin versprochen: »[Die Lager] werden nicht geschlossen; sie werden human sein.« (EU Debates 2020)

Jedoch, bereits einen Tag vor der Eröffnung des ersten dieser neuen Lager auf der griechischen Insel Samos, unweit von Lesbos, wurde dieses Versprechen gebrochen: Das Eingangstor des Lagers hatte ein Schild bekommen. Darauf stand nicht etwaMPRIC, sondernCCAC, kurz fürClosed Controlled Access Centre. Dann öffnete das CCAC seine Pforten für die Presse und geladene Politiker:innen, bevor es die umgesiedelten Bewohner:innen des alten Lagers hinter einem mehrreihigen NATO-Draht vor den Augen der Öffentlichkeit verbarg, ihre Bilder aber gleichzeitig per CCTV-Überwachung dem Kontrollzentrum in Athen zugängig machte

Abb. 1: Von weitem spektakulär, von innen geschlossen: das CCAC auf Samos im Frühjahr 2023 (eigene Abbildung; CC BY-NC 2.0)

Einleitung

Wenig Gesetzgebungen werden so häufig verändert wie Asyl- und Migrationsrechte (Federico/Pannia 2021). Das EU-Grenzregime hat eine lange Geschichte von Abkommen, fortschreitender Abschottung und internen Reibungen. Dabei verschiebt sich das Spannungsfeld zwischen Asyl- und Menschenrecht vs. Versicherheitlichung und Kriminalisierung der Migration drastisch in Richtung von Abschreckung und Abschottung. Der 2020 von der Europäischen Kommission initiierte Neue EU-Pakt zu Migration und Asyl forciert die bereits entmenschlichenden Bedingungen an den europäischen Außengrenzen weiter; das ab 2024 reformierte Gemeinsame Europäische Asylsystem (GEAS) legalisiert sie. Eine der drastischsten Verschärfungen ist die Ausweitung der Asylgrenzverfahren und die Fiktion der Nichteinreise (Hänsel 2024). Die juristischen und politischen Auseinandersetzungen um das GEAS werden an anderen Stellen genauer beschrieben (u.a. Kasparek 2023; Majcher 2021; Pro Asyl 2024). Stattdessen versucht dieser Beitrag anhand der Realität der – mit über einer Viertelmilliarde Euro von der EU finanzierten – neuen CCACs auf den Ägäischen Inseln als Blaupause für zukünftige geschlossene Lager an den Außengrenzen eine Antwort darauf zu skizzieren, welche realen Folgen das neue GEAS haben mag.

Die Geschichte des CCACs auf Samos legt Zeugnis davon ab, wie sich nicht nur die Gesetzgebung, sondern auch die Verhältnisse in den Lagern rasend schnell ändern. Das Vorgänger-Camp, das Reception and Identification Centre (RIC), glich dem RIC Moria auf Lesbos. Angrenzend an die Inselhauptstadt Vathy war auch das RIC auf Samos bekannt für die offen menschenunwürdigen Bedingungen (Médecins Sans Frontières 2021). Dem griechischen Ministerium für Migration (Hellenic Republic Ministry of Migration and Asylum 2020) zufolge mussten teilweise rund 8.000 Personen im Lager leben, während sie auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge warteten. Die offiziellen Lagerstrukturen waren nur für 650 Bewohner:innen ausgelegt. Das Leben innerhalb des RICs und in den umgebenden informellen Siedlungen war durch das Fehlen wichtiger Versorgungsstrukturen gekennzeichnet, was zu schweren Gesundheitskrisen führte (Samos Advocacy Collective 2021). Die informellen Bauten hatten sich ausgedehnt, migrantische Selbstorganisation hatte Andachtsorte, Schulen und Bäckereien gebaut. Polizeieinsätze vermochten zwar Angst und Schrecken zu erzeugen, jedoch war die Zone kaum noch regierbar. Mehrfach artikulierte sich Protest gegen die unerträglichen Bedingungen (Beattie/Bird 2019). Zwei Jahre nach der Schließung des RICs auf Samos im September 2021 erklärte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) im April 2023, dass die dortigen Lebensbedingungen die Ausmaße von Folter oder anderer grausamer, erniedrigender oder unmenschlicher Behandlung erreichten (Schayani/Maydell 2023).

Als das CCAC auf Samos im September 2021, in etwa 1,5 Stunden Laufweite von sämtlichen Orten, eröffnet wurde, äußerten Menschenrechtsorganisationen bereits nach den ersten Monaten der Nutzung ernsthafte Bedenken aufgrund zahlreicher Menschenrechtsverletzungen (Samos Advocacy Collective, Europe Must Act 2022b, 2022a). Anfang 2023 kam die auf Samos aktive Nichtregierungsorganisation I Have Rights (IHR) zu dem Schluss, dass die formal als ›Unterbringung‹ bezeichneten Verhältnisse de facto einer unrechtmäßigen Inhaftierung gleichkäme. Ende 2023 berichteten Menschenrechtsorganisationen nicht nur von illegaler Inhaftierung, sondern auch von sich weiter verschlechternden Bedingungen und extremer Überbelegung (Avocats sans Frontières France et al. 2023).

Angesichts dieser schnellen und drastischen Veränderungen möchte ich darauf hinweisen, dass dieser Beitrag sich auf eine Momentaufnahme bezieht, von den letzten Monaten des alten Lagers im Sommer 2021 über die Eröffnung des CCACs im September 2021 bis zum Frühjahr 2023. Für diesen kurzen Zeitraum zieht dieser Beitrag eine Bilanz, aufbauend auf einem neu entwickelten Mixed Methods-Ansatz, der als psycho-geographisches Counter-Mapping die räumlichen Konfigurationen von karzeralen Institutionen und die Subjektivierung der dort eingeschlossenen Menschen analysiert (Manek et al. 2023b). Die quantitative Dimension basiert auf der Torturing Environment Scale (Pérez-Sales 2016), die als validiertes Instrument die Evaluation von karzeralen Institutionen als mögliche Torturing Environments ermöglicht (Cakal 2018; Pérez-Sales et al. 2021).

Statt eine bloße Checkliste zu sein, ist die Torturing Environment Scale eine multidimensionale Erfassung derjenigen Foltermethoden, mit denen eine Haftinstitution spezifische psychophysiologische Funktionen von Menschen attackiert. Zusätzlich berücksichtigt die Torturing Environment Scale auch die subjektive und gelebte Erfahrung der Betroffenen. Sie enthält acht Unterskalen, wobei vor allem (1) kontextuelle Manipulationen, (2) Angst erzeugende Handlungen sowie (3) Schmerz erzeugende Handlungen hervortreten.2 Die qualitative Dimension des Ansatzes basiert auf einer Grounded Theory-Perspektive, welche die offenen Fragen der Torturing Environment Scale und der georeferenziellen Informationen des – nachfolgend weitergehend erklärten – psycho-geographischen Counter-Mappings verbindet. Der Beitrag bezieht sich auf 26 Counter-Mappings von Bewohner:innen des alten RICs, des damals neuen CCACs im Herbst 2021 und des nicht mehr ganz so neuen CCACs im Frühjahr 2023, sowie auf sechs ausführliche Interviews mit Menschenrechtsverteidiger:innen. Entlang der Analyse der zeitlich-räumlichen Konfigurationen des CCACs und den Subjektivierungen der Teilnehmenden versteht dieser Beitrag das CCAC nach Massey (1984) sowohl als gebaute Umgebung als auch als einen sozialen Raum und fragt: (Wie) Unterscheidet sich das neue Lagerregime von dem Regime der offenen Entmenschlichung des alten Lagers? Und welche Hinweise liefert die materielle Realität des CCACs in Bezug auf die Transformation des europäischen Grenzregimes?3

Counter-mapping the camp(s)

Als kritisch-kartographische Ansätze machen Counter-Mappings Ausbeutung und Unterdrückung sichtbar oder skizzieren alternative Territorien (u.a. Dalton/Mason-Deese 2012; Kollektiv kritisches Kartieren orangotango 2012). Auch in der kritischen Migrationsforschung werden Counter-Mappings häufig verwendet (Campos-Delgado 2018; Musiol 2020). Unterschiedliche Counter-Mapping-Ansätze bilden verschiedene Maßstabsebenen und Topographien ab; sie bieten die Möglichkeit, feministisch-geographische Maßstabsebenen des Alltäglichen, des Körpers und der Emotionen mit der regionalen oder gar globalen Ebene transnationaler Migrationsregime in Verbindung zu bringen (Conlon et al. 2017). Gleichzeitig ermöglichen counter-forensische Kartierungen, Staaten oder Unternehmen zur Rechenschaft für Menschenrechtsverletzungen und -verbrechen zu ziehen (Forensic Architecture 2020; Lo Presti 2019; Pérez-Sales/Petersen 2023)

Für die Kartierung migrationsbezogener Haftinstitutionen entwickelte sich über Jahre ein Ansatz psycho-geographischen Counter-Mappings, basierend auf einer Karte der karzeralen Institution als primärem Werkzeug (u.a. Manek/Fernández de la Reguera Ahedo 2022). Inspiriert von forensischen Raumanalysen (Lo Presti 2019; Weizman 2017) und feministischer Kartographie (u.a. Jung 2014), nutzt das Counter-Mapping die Georeferenzierung von subjektivem Erleben. Emotionen und Empfindungen können per Farbcodes auf der Karte angegeben werden (z.B. Sicherheit, Unsicherheit, extreme Temperaturen, Ekel etc.), während Icons Ereignisse oder Merkmale zu spezifischen Orten zuordnen. Zu solchen Merkmalen zählen Umgebungsmerkmale wie Stacheldraht und Überwachungskameras. Gekennzeichnet werden auch Akteure wie die Polizei oder die Sicherheitskräfte des global agierenden Privatunternehmens G4S. Markante Ereignisse, die per Icon markiert werden können, beinhalten bspw. Misshandlungen durch Sicherheitskräfte oder aber auch Proteste von Lagerbewohner:innen. Farbcodes und Icons werden im Prozess angepasst und weiterentwickelt. Als Grundlage für die Mappings diente eine sich sukzessive entwickelnde kollektive Karte, die die kaum überschaubare Architektur des CCACs aus Satellitenaufnahmen, Fotos und Videoaufnahmen sowie den Berichten von Bewohner:innen rekonstruiert (siehe Abbildung 2).

Abb. 2: Karte des CCACs (eigene Abbildung; CC BY-NC 2.0)

Torturing Environments

Bereits durch das oben erwähnte EGMR-Urteil (Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte 2023) von April 2023, das die Bedingungen im RIC Samos als Verletzung von Artikel 3 der Europäischen Menschenrechtskonvention und somit als ›unmenschliche und erniedrigende Behandlung‹ einstufte, und analog zu den Untersuchungen von Moria (Grupo Acción Comunitaria 2020; Pérez-Sales et al. 2022) kann das alte RIC als Torturing Environment verstanden werden. Demgegenüber gab es Grund anzunehmen, dass ein – rund 43 Millionen Euro teures – Lager wie das CCAC, das den offiziellen Angaben zufolge explizit nach besten humanitären Maßstäben gebaut wurde, die Kriterien eines Torturing Environments ausdrücklich nicht erfüllen würde.

Folgt man dieser Annahme, so ist zu erwarten, dass der quantitative Vergleich zwischen dem alten RIC und dem neuen CCAC eine signifikante Verbesserung hinsichtlich der Ausprägungen auf der Torturing Environment Scale anzeigt. Dieser Unterschied blieb überraschenderweise aus.4 Die qualitativen visuellen Ergebnisse der Counter-Mappings bestärkten dieses quantitative Non-Finding. Obwohl einzelne Bewohner:innen nach dem Umzug des Lagers im Herbst 2021 die neue und noch ordentliche Infrastruktur des neuen Lagers hervorhoben – gleichzeitig aber auch dessen abgelegene Lage und die gefängnisähnliche Architektur negativ betonten – ähneln sich die Counter-Mappings des alten und des neuen Lagers substanziell. Die Farben und Symbole, die die entmenschlichenden Bedingungen des alten Lagers abbilden und vor allem Gefühle der Unsicherheit und des Ekels sichtbar machten (Manek 2025; Manek et al. 2023a) tauchen auch in den Counter-Mappings des CCACs in Abbildung 3 wieder auf. Die Counter-Mappings vom Frühjahr 2023 bilden ab, dass sich die Gefühle von Angst und Ekel bei den Lagerbewohner:innen weiter verschärfen. Während einzelne Bewohner:innen im Herbst 2021 zumindest noch die administrative Zone des CCACs mit dem Gefühl von Sicherheit verbunden hatten, signalisierten die orangen Farbkodierungen der späteren Counter-Mappings, dass diese Zone bis zum Frühjahr 2023 zu einem Brennpunkt von Angst und Unsicherheit geworden war: Im Zuge der Pandemie war sie in eine Quarantänezone umgewandelt worden, in der Ankommende von wiederkehrenden körperlichen Misshandlungen durch Polizeibeamte berichteten. Zudem skizzieren die Counter-Mappings vom Frühjahr 2023 eine deutliche Verschlechterung der Infrastruktur im Vergleich zum Herbst 2021, mit einer Zunahme unhygienischer Zustände, inklusive eines massiven Kakerlakenbefalls – wie von einer Bewohnerin des CCACs beschrieben (siehe Abbildung 3; siehe auch Manek 2025).

Die beschriebene Mixed Methods-Analyse macht deutlich, dass das CCAC sowie das RIC als Torturing Environments betrachtet werden können, in denen die Bewohner:innen der Lager durch die Umgebungsbedingungen und Be- bzw. Misshandlungen in ihrer physischen und psychischen Integrität – unter Bedingungen anhaltender Kameraüberwachung – intentional verletzt werden. Dazu gehören verschiedene Dimensionen, von denen einige – aber längst nicht alle – in Abbildung 3 abgebildet werden: verschimmeltes Essen, die Abwesenheit von medizinischer, psychologischer und humanitärer Versorgung, die Verkehrung des Versprechens von Sicherheit in Versicherheitlichung des Lagers und gleichzeitiger Herstellung von körperlicher und emotionaler Unsicherheit für die Bewohner:innen.

Was bedeutet die neuerliche Herstellung von Torturing Environments in den überwachten und eingezäunten Verhältnissen des CCACs? Welche Aussagen lassen sich für die Form des Regierens des europäischen Migrationsregimes aus der intentionalen Herstellung von Haftorten ableiten, in denen die inhaftierten Personen absichtlich geschädigt werden?

Abb. 3: Integration der Counter-Mappings des CCACs vom Herbst 2021 und Frühjahr 2023 mit prototypischen Zitaten (eigene Abbildung; CC BY-NC 2.0)

Ein nekropolitischer Raum?

Es ist nicht einfach, Einsicht in das Geschehen des CCACs zu erhalten. Im Gegensatz zu den offen entmenschlichenden Bedingungen der alten Lager verdecken mindestens drei Schichten die gewaltvollen Bedingungen des CCACs: (1) die abgelegene Lage; (2) der mehrreihige Stacheldrahtzaun; (3) die Art der Misshandlungen selbst. Dazu zählen die Verhinderung des Zugangs zur medizinischen oder psychologischen Versorgung in akuten Notfällen oder bei chronischen Krankheiten genauso wie unterlassene Hilfeleistungen durch Polizei und Sicherheitskräfte bei tätlichen Auseinandersetzungen zwischen Bewohner:innen5. Zur Verschleierung der Gewalt trug auch bei, dass die Polizisten die Lagerbewohner:innen hinter den Wänden des temporären Quarantänebereichs misshandelten.

Aufmerksam macht auch, dass von offizieller Seite nirgends davon gesprochen wird, dass im CCAC die Rechte der Asylsuchenden gewährleistet werden müssen. Stattdessen stellt das CCAC lediglich ›Dienstleistungen‹ bereit. Hinter den Schichten der Intransparenz werden diese Dienstleistungen jedoch ›flexibilisiert‹6 in ihr Gegenteil verkehrt: Aus dem Versprechen von Sicherheit durch Polizieren wird Unsicherheit durch die Misshandlungen und Unterlassungen der Polizei. Aus dem Versprechen von humanitärer, psychologischer und medizinischer Versorgung wird Nicht-Versorgung durch vergorenes Essen, abwesende oder abweisende Psycholog:innen und medizinisches Fachpersonal. Statt Information zum Asylverfahren und dem Lagerleben und der Funktionalität von Infrastruktur herrschen juristisch-prozessuale Desinformation und infrastrukturelle Dysfunktionalität vor. Diese vier genannten Modi von Unsicherheit, Nicht-Versorgung, Desinformation und Dysfunktionalität changieren dazu noch, was letztlich dazu führt, dass sich die Bedingungen im CCAC von einem Tag auf den anderen dramatisch verändern (können). Darüber hinaus macht die räumliche Aufteilung in Zonen auch die Trennung sozialer Gruppen und die intersektionale Herstellung von Unterschieden zwischen ihnen deutlich. Eine solche ›Zonifizierung‹ kennzeichnet Minca (2015: 201) zufolge die Haft als biopolitische Machttechnik. Nach der Analyse der Counter-Mappings ist es jedoch weniger die biopolitische Perspektive als vielmehr eine spezifische Lesart der Nekropolitik (Mbembe 2016), welche die Rolle des CCACs im Grenzregime zu erklären vermag.

Damit tritt dieser Beitrag in Resonanz mit einer wachsenden Zahl an Arbeiten kritischer Migrationsforschung und politischer Geographie (Dehm 2020; Valencia/Falcón 2021; Wilson et al. 2023), die den Fokus weg von der Biomacht auf die Seite der Verletzungen und des »Sterbenlassens« richtet (Davies et al. 2024; Lo Presti 2019; Musarò 2017). Jenseits des »Grenzspektakels«, des Sterbenlassens im Mittelmeer betonen Davies et al., (2024), dass das nekropolitische Sterbenlassen im Grenzregime weniger den physischen Tod von Illegalisierten zum erklärten Ziel hat, sondern vielmehr das »nicht Sterbenlassen« bei anhaltender Verletzung. Eine ähnliche Diagnose ergibt sich aus dem CCAC als ein intentional hergestelltes Torturing Environment: Es konzentriert sich auf ebenjenen Bereich von Herrschaft, in dem die Reproduktion des Lebens nicht gefördert, sondern anhaltend geschädigt wird.

Jenseits des Grenzspektakels ist aber ebendieser Bereich nicht einfach einsehbar. Verschiedene Ebenen der Unsichtbarmachung verdecken die innere Brutalität der Lager. Dazu zählen nicht nur die örtliche Abschottung und die Wälle aus Stacheldraht, sondern auch die Formen der Verletzungen selbst, wie die Unterlassung von Hilfeleistung in medizinischen oder sicherheitsrelevanten Notfällen. Dabei ist die Be- bzw. Misshandlung der Menschen in den Lagern entlang von Rassismen und intersektionalen Ungleichheiten unterschiedlich und zudem zeitlich changierend.7 Der Rassismus der differenziellen Inklusion produziert phantasmatische ›soziale Andere‹ und legitimiert darüber nachfolgende Praktiken der Entmenschlichung. Der rassistische ›Einschluss durch Ausschluss‹ aber ermöglicht es Europa nicht zuletzt, ein liberales Gesicht zu wahren, während das Grenzregime rassifiziertes Leben beschädigt und der autoritäre Wandel die demokratischen Strukturen im Inneren aushöhlt. Mbembe (2016) beschreibt derartige Dynamiken als Bestandteil einer ›Society of Enmity‹.8

Auf (menschen-)rechtlicher Ebene erfordert die Analyse des CCACs als Torturing Environment die Reflexion der fehlenden sozialen Kontrolle angesichts staatlicher Verbrechen (Rothe et al. 2009). Nimmt man das CCAC auf Samos als Blaupause dafür, was vom reformierten GEAS zu erwarten ist, so ist Pessimismus angebracht (Samos Volunteers 2023): Im Frühjahr 2023 war die faktische Inhaftierung der Bewohner:innen in den CCACs noch rechtswidrig. Jedoch legalisiert die Umsetzung der GEAS-Reform die Inhaftierungspraktiken. Während es bereits unter den gegebenen Bedingungen extrem schwierig ist, Einsicht in das CCAC zu erhalten, droht das GEAS, kritische Interventionen de facto zu verunmöglichen.

Abb. 4: Bilder von Wohncontainern des CCACs (Foto: inhaftierte Bewohner:in; Credits: I Have Rights).

Der Aufbau der CCACs ist ein paradigmatisches Beispiel dafür, wie eine euphemistische Rhetorik die ›dysphemistischen Praktiken‹ (Campos-Delgado 2024) verdeckt, die dem wachsenden karzeralen Humanitarismus (Brankamp 2022) inhärent sind. Dieser gibt zunächst die Menschenrechte auf, indem er sie zu einer rein humanitären Frage macht. Letztlich drohen die Politiken der Abschreckungen, den liberalen Humanismus selbst abzuschaffen. Dabei stehen die Abschreckungspolitiken im Einklang mit dem »Festungskapitalismus« (Georgi 2019), der private Interessen und repressive Elemente ausbaut und den gesellschaftlichen Klimawandel zum Autoritarismus weiter anheizt. Hier spielt auch die neue ›Krisenverordnung‹ der GEAS-Reform eine Rolle: Sie ermöglicht die vollständige Aushebelung von Grundrechten an den Grenzen9 (Hänsel 2024).

Abb. 5: Bilder der Behelfsunterkünfte im CCAC (Foto: inhaftierte Bewohner:in; Credits: I Have Rights)

Angesichts der autoritären Umbrüche und der gesellschaftlichen Verrohung droht die Gewalt an den Außengrenzen auch die demokratischen Werte im Inneren zu zerstören (Heins/Wolff 2023), die sie auf Kosten der Unversehrtheit der Undokumentierten und Illegalisierten zu schützen vorgeben.

Epilog: »Happily ever after?«

Wohl erwartete niemand, dass am Ende dieses Beitrags steht, »sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage«. Dennoch könnte man meinen, dass es schlimmer kaum werden kann. Leider trifft auf das CCAC stattdessen zu, dass es immer noch schlimmer geht: Im Verlauf des Jahres 2023 stieg die Zahl der de facto Inhaftierten im CCAC. Und stieg so sehr, dass die Kapazität des CCACs von 2040 Personen (European Union Agency for Asylum 2022) deutlich überschritten wurde. Was nun könnte eine angemessene Reaktion auf die gestiegene Zahl der Inhaftierten sein? Sicherlich nicht, rein fiktiv die nominelle Lager-Kapazität zu erhöhen. Das genau aber geschah: Von einer Nacht auf die andere zeigte die Webseite des CCACs eine Kapazität von 3.659 an (Bird/Dodd 2023).

Abb. 6: Bilder der Behelfsunterkünfte im CCAC (Foto: inhaftierte Bewohner:in; Credits: I Have Rights)

Damit einher ging eine unvorstellbare Verschlechterung der Bedingungen, u.a. der Ausfall des Wassersystems. Bilder entstanden, wie man sie aus den Tagen der Morias in Erinnerung hatte: Die Wohn-Container weisen derartige Verschleißspuren auf, dass beim Anblick der heruntergekommenen Betten und Wasserinstallationen unwillkürliche Ekelgefühle auftauchen. Die Betrachter:in der Bilder will auf keinen Fall auch nur eine Nacht dort verbringen. Geschweige denn monatelang in ihnen ausharren müssen.

Doch inmitten der Überwachungskameras im 43 Millionen Euro teuren Camp, dessen Kosten für den laufenden Betrieb von lokalen Organisationen auf über eine Million Euro geschätzt wird – wobei die größten Posten in dieser Schätzung die Gehälter des Sicherheitspersonals sowie die Stromkosten sind – ist die frappierendste Reminiszenz der alten Lager der Anblick der notdürftig aus Paletten und UNHCR-Zeltbahnen zusammengezimmerten informellen Bauten (Border Violence Monitoring Network 2024).

Weit außerhalb des Radars der öffentlichen Aufmerksamkeit, hinter dem NATO-Draht, sind sie wieder da: Die Bilder von Moria.

Die Geographien der Haft sind unbeständig. Letztlich zeigt das Beispiel des CCACs, dass es unmöglich ist, Lager zu reformieren. Sie müssen abgeschafft werden. Nicht nur wegen der unmittelbaren, gegenwärtigen Zustände, sondern auch angesichts der entmenschlichenden und zerstörerischen Horizonte (Arendt 2017), die sie eröffnen.

»It’s like putting lipstick on a gorilla. It looks nice but is still a gorilla.«

Debbie Kilroy, 2022.

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  1. Dt: »folternde Umgebung« bzw. »folterndes Umfeld«. Im Folgenden wird statt der deutschen Übersetzung der englische Begriff verwendet, der klarer definiert ist und einen größeren Bedeutungsraum umfasst.↩︎

  2. Weitere Subskalen sind (4) extreme Schmerzen, (5) sexuelle Integrität, (6) Bedürfnis nach Zugehörigkeit, (7) Handlungen, die auf die Identität und das Gefühl der Kontrolle abzielen und (8) Zwangsverhöre.↩︎

  3. Auf Grund der Beschränkungen der Länge dieses Beitrags ist eine ausführliche Beschreibung des Forschungsansatzes und der Ergebnisse an anderer Stelle zu finden (Manek 2024).↩︎

  4. Für die Analyse der Unterschiede zwischen dem RIC im Sommer 2021 (n = 8), dem CCAC im Herbst 2021 (n = 7) und dem CCAC im Frühjahr 2023 (n = 11) wurde ein Kruskal-Wallis-Test für die Subskalen der Torturing Environment Scale durchgeführt. Die höchsten Mittelwerte für die Subskalen (1) kontextbezogene Manipulationen (M = 4,04, SD = 1,22) und (2) Angst erzeugende Handlungen (M = 2,42, SD = 0,95). Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Messzeitpunkten (Subskala 1: H(2) = 3,72, p = 0.16; Subskala 2: H(2) = 0,03, p = 0.99).↩︎

  5. Also in Fällen, bei denen Polizei und Sicherheitskräfte nicht ebenjene sind, die die Gewalt ausüben.↩︎

  6. Damit ist, wie im Folgenden beschrieben, gemeint, dass sich die Lagerbedingungen sowohl zeitlich als auch dahingehend, welche Gruppen von ihnen betroffen bzw. nicht betroffen sind, verändern (können).↩︎

  7. Wie oben angemerkt findet sich eine ausführlichere Beschreibung der Dimensionen des CCACs als ›Torturing Environment‹ sowie eine Erläuterung der Ausschlussmechanismen und deren sprunghaften Veränderungen in Manek (2024).↩︎

  8. Dt. in etwa »Gesellschaft der Feindschaft«.↩︎

  9. Umreißt dabei aber sehr unklar, was eigentlich unter ›Krise‹ zu verstehen ist. Hänsel (2024) befürchtet daher folgerichtig die anhaltende Absenkung der Rechtsstandards.↩︎

  • Volume: 8
  • Issue: 1
  • Year: 2025


Julia Manek ist klinische Psychologin (MSc), feministische Geografin (MA) und Doktorandin an der Goethe Universität Frankfurt. Ein Ausgangspunkt ihrer transdisziplinären und transnationalen Unternehmungen ist das immer wieder neu zu erkämpfende Recht, Rechte zu haben.