Umkämpfte Wissensproduktionen der Migration

Editorial

Katherine Braun, Fabian Georgi, Robert Matthies, Simona Pagano, Mathias Rodatz, Maria Schwertl

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich Akteure und Ordnungen des Wissens der Migration vervielfältigt. Nicht nur akademische und andere wissenschaftliche Perspektiven haben sich ausdifferenziert, zunehmend treten auch weitere Akteure der Wissensproduktion in Konkurrenz zu ihnen oder ergänzen sie. Ein migration knowledge hype mobilisiert nationale Staatsapparate, inter- und transnationale Organisationen sowie gesellschaftliche Akteure wie Beratungsfirmen, Thinktanks, Stiftungen, NGOs usw. (Casas-Cortes et al. 2014). Die Beiträge dieser Ausgabe von movements nehmen verschiedene Aspekte dieses ›Hypes‹ in den Blick und formulieren unterschiedliche Formen der Kritik: an bestimmten Arten der wissenschaftlichen Wissensproduktion, an neuen Akteuren und Praktiken staatlicher und zivilgesellschaftlicher Wissensproduktion über Migration sowie an Prozessen der Marginalisierung des Wissens und der Wissensproduktionen durch und der Migration. Letzteres versuchen mehrere Beiträge, indem sie Möglichkeiten und Grenzen widerständiger Wissensproduktionen ausloten.

Diese Ausgabe entstand aus einem Interesse an Wissensproduktionen als konstitutivem Bestandteil des Funktionierens von Grenzen und der Regierung der Migration. Wissensproduktion ist auch als Gegenstand einer kritischen Grenz- und Migrationsforschung nicht mehr wegzudenken. Konkreter Anlass war für uns die Frage, welche Veränderungen hegemonialer und kritischer Wissensproduktionen sich nach dem ›Sommer der Migration‹ 2015 feststellen lassen und wie diese zu analysieren sind.

Im Folgenden skizzieren wir einige Aspekte dieser Dynamiken, darunter institutionalisierte Hegemonien deutscher Migrationsforschung und grundsätzliche Kritiken der Funktionen wissenschaftlicher Wissensproduktion. Im Anschluss stellen wir die Beiträge dieser Ausgabe vor. Wie immer ist auch für diese Ausgabe von movements den vielen Beteiligten zu danken – zu allererst unseren Autor*innen und den ›unsichtbaren‹ Begleiter*innen ihrer Texte, die mit ihren konstruktiven Gutachten zur Wissensproduktion dieses Heftes beigetragen haben.

Wissenschaftliche Wissensproduktion nach dem ›Sommer der Migration‹

Seit der Krise des deutschen und europäischen Grenzregimes 2015/16 ist in Deutschland die Nachfrage nach Wissen über Migration massiv angestiegen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stellte 2016 rund 18 Millionen Euro für Forschungsprojekte zu Flucht, Migration und Integration bereit (BMBF 2016). Exemplarisch für viele Förderinstitutionen begründete es diesen Schritt mit dem Hinweis, es sei notwendig, die »Datengrundlage über Flüchtlinge in Deutschland« und die »gesellschaftlichen Folgen der Zuwanderung« (ebd.) zu verbessern. Bildungsministerin Johanna Wanka wurde mit den Worten zitiert: »Wir brauchen für dieses komplexe Themenfeld dringend weitere Expertise aus den Geistes- und Sozialwissenschaften.« (Ebd.) Als Resultat dieses und zahlreicher anderer Förderprogramme hat sich die Migrations- und Fluchtforschung in Deutschland seit 2015 nicht nur quantitativ vergrößert, sondern auch qualitativ verändert.

Quantitativ ist eine Zunahme von Fördergeldern, Forschungsprojekten und -instituten zu verzeichnen. So stellt Olaf Kleist in einer Studie zur »Flucht- und Flüchtlingsforschung in Deutschland« fest, dass entsprechende Fördergelder, vor allem Drittmittel, seit 2013 deutlich angestiegen sind (Kleist 2018: 32f., 37). Insbesondere hat sich die Zahl neu begonnener Forschungsprojekte um das Fünffache erhöht, von 35 im Jahr 2013 auf 175 im Jahr 2016 (ebd.: 13f.). Auch private Stiftungen steuern substanzielle Mittel bei. Bereits 2008 schlossen sich zu diesem Zweck acht Stiftungen im Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) zusammen. Besonders engagiert zeigt sich die Stiftung Mercator, Mitglied des SVR. Ihr mit fast drei Millionen Euro finanzierter, »praxisnahe[r]« Mercator Dialogue on Asylum and Migration »identifiziert Herausforderungen und erarbeitet Handlungsstrategien zur europäischen Asyl- und Migrationspolitik aus primär wirtschaftswissenschaftlicher Sicht« (Stiftung Mercator 2018; vgl. Kleist 2018: 31). Symptomatisch für die Hochkonjunktur des Feldes ist die Neugründung ganzer Institute mit (teils) langfristiger Förderung, darunter das im Februar 2017 etablierte Interdisziplinäre Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (InZentIM) der Universität Duisburg-Essen und das mit 6,8 Millionen Euro Bundesmitteln finanzierte Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) in Berlin (BMFSFJ 2017), das die Arbeit der DeZIM-Gemeinschaft aus sieben regionalen Instituten bündeln1 und »Politikberatung leisten« soll (BMFSFJ 2018). Schließlich kündigte das BMBF im Oktober 2017 an, über 40 Millionen Euro in ein dezentrales Institut für gesellschaftlichen Zusammenhalt zu investieren (BMBF 2017; zum Hintergrund siehe Schlottmann 2017; Burchard 2017).

Die qualitativen Veränderungen, die mit dieser Entwicklung einhergehen werden, sind noch nicht absehbar. Betrachtet man ähnliche ›Schübe‹ in der Vergangenheit, wird allerdings deutlich, dass die hegemonialen sozialwissenschaftlichen Wissensproduktionen häufig ebenso konservativ auf veränderte gesellschaftliche Realitäten infolge von Migrationsprozessen reagierten, wie die gesellschaftlichen Debatten, vor deren Hintergrund sie jeweils betrieben wurden. In der Entwicklung des Mainstreams der deutschen akademischen Migrationsforschung von der sogenannten ›Gastarbeiterforschung‹ über die ›Ausländer- und Asylforschung‹ und die ›Ausländerpädagogik‹ bis hin zur ›Assimilations-‹ und ›Integrationsforschung‹ wurde beharrlich am methodologischen Nationalismus festgehalten – nicht zuletzt, weil mit dem Anspruch ›praxisnah‹ meist ›politik-‹ und ›staatsnah‹ gemeint war (bspw. Lanz 2007: 88ff.). Der Blick auf die Tatsache der Migration und der Kämpfe um Rechte und Anerkennung, die sich längst in der gesellschaftlichen (und insbesondere der städtischen) Realität der Bundesrepublik niedergeschlagen hatten, inspirierte zunächst nur im Bereich dezidiert ›kritischer‹ Arbeiten entsprechende Wissensproduktionen, oft und erzwungener Maßen außerhalb der Universitäten. Es waren migrantische Selbstorganisationen ehemaliger Gastarbeiter*innen und Unterstützer*innen, die zuerst zentrale Impulse für eine kritische Migrations- und Rassismusforschung in Deutschland setzten. Dazu zählt der Frauenkongress von 1984, in dem migrantische und Schwarze Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen die Invisibilisierung rassistischer Verhältnisse in Bewegungen und Wissenschaft kritisierten (Arbeitsgruppe Frauenkongress 1984; Kalpaka/Rähtzel 1986; Oguntoye/Opitz/Schultz 1986; Gümen 1998). Ausschlaggebend für diese Perspektiven waren auch internationale Debatten, insbesondere die britischen, und deren Übersetzung. Der 1992 stattfindende Kongress »Rassismus und Migration in Europa« (Kalpaka/Rähtzel 1992; vgl. auch Bojadžijev et al. 2018) brachte nicht nur internationale Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen zusammen, er war auch der Impuls für eine rassismuskritische Migrationsforschung, die unterschiedliche theoretische Bezugspunkte kombinierte (ebd.). Auch das Ziel von kritnet als Netzwerk kritischer Migrations- und Grenzregimeforschung wie auch der Zeitschrift movements, für deren Entstehung aktivistische und außeruniversitäre Wissensproduktionen entscheidend waren (insbesondere die Forschungsgesellschaft Flucht und Migration und Kanak Attak2), bleibt es bis heute, entsprechende Wissensproduktionen und die dafür notwendigen sozialwissenschaftlichen Zugänge und Perspektiven auch an den Universitäten zu festigen – also »Bewegung in die kultur- und sozialwissenschaftliche Migrationsforschung zu bringen, die viel zu lange die Migrantinnen und Migranten selbst als Problem erforscht hat, anstatt nach den politischen, ökonomischen und rechtlichen Bedingungen zu fragen, die Migration und Grenzen als gesellschaftliche Phänomene überhaupt erst hervorbringen« (Redaktion movements 2015; vgl. Georgi/Wagner 2009; Hess/Kasparek 2010).

Mit Blick auf die seit dem ›Sommer der Migration‹ zu beobachtenden Entwicklungen im Feld der wissenschaftlichen Wissensproduktion ist festzustellen, dass die Figur des ›Flüchtlings‹ ins Zentrum politischer und wissenschaftlicher Aufmerksamkeit gerückt ist. Mit der ›Flüchtlingsforschung‹ hat sich in den 2010er-Jahren ein neues Feld etabliert, das, analog zu den oben genannten Feldern aus der Geschichte der deutschen Migrationsforschung, im direkten Zusammenhang mit aktuellen gesellschaftlichen Konflikten steht. Bemerkenswert ist, wie strategisch das neue Forschungsfeld ausgebaut wird, etwa durch die Etablierung des Netzwerks Flüchtlingsforschung (2013), die Zeitschrift für Flüchtlingsforschung (seit 2017 im Nomos Verlag) und ein Mapping des Feldes im Projekt Flucht – Forschung – Transfer (2016–2018, finanziert vom BMBF). Der Fokus dieser Forschungen liegt häufig auf Fragen der ›Integration und Aufnahme‹ in die deutsche Gesellschaft (vgl. Kleist 2018: 22f.). Einmal mehr, so scheint es, wendet sich die deutsche Migrationsforschung angesichts neuer Migrationsbewegungen also den ausgetretenen assimilations- und integrationstheoretischen Pfaden und damit häufig auch dem methodologischen Nationalismus zu.

Insofern können wir Kleist nur zustimmen, wenn er »eine deutliche thematische Verengung der deutschen Flucht- und Flüchtlingsforschung« feststellt (ebd.: 22). Dabei gäbe es international zahlreiche Anschlusspunkte, mit denen die Engführung auf Fragen der ›Integration‹ überschritten werden und stattdessen komplexe Fluchtursachen, die Flucht- und Asylpolitik, die politische Ökonomie von Flucht oder Räume jenseits Deutschlands und Europas in den Blick geraten könnten. Zu diesen Themen gehören etwa forcierte bzw. ›gewaltbedingte‹ Migration als Reaktion auf Krieg und Vertreibung oder auf körperliche und seelische Verletzungen durch religiöse, politische und sexuelle Verfolgung (Giles/Hyndman 2004), postkolonial geprägte (Bürger-)Kriege, die Bedeutung internationaler Abkommen für Praktiken der Migration (Chimni 1998; Malkki 1995) und die Konstruktionsprozesse von Flucht und der Figur des ›Flüchtlings‹ selbst (Rajaram 2002). Insbesondere in internationalen Debatten existiert längst ein hoher Grad an Reflexivität über Machtbeziehungen (Harrell-Bond 1986) und Repräsentationslogiken (Malkki 1995; Rajaram 2002; Moulin 2012) im Forschungskontext, der in deutschen Debatten zunehmend aufgegriffen wird (vgl. Braun 2017). Solchen Forschungen gelingt es, den lokalen Kontext zu überschreiten und verstärkt translokale Phänomene zu fokussieren, etwa zur humanitären Hilfe für Geflüchtete (Hyndman 2000; Fassin 2012).

Die Art und Weise, wie sich die wissenschaftliche Wissensproduktion zu Migration in Deutschland weiterentwickelt, wird nicht zuletzt davon abhängen, wie an den Universitäten auf die verstärkten Forderungen an die Migrations- und Fluchtforschung, gesellschafts- und politikrelevanter zu werden, reagiert werden wird. Solche Forderungen implizieren die Vorstellung, dass sich Migrationsprozesse politisch besser regulieren ließen, wenn man ihre Elemente (Fluchtursachen, Migrationsrouten, Integrationsprozesse) besser verstünde. Die Gefahr besteht, dass eine solche ›Anwendungsorientierung‹ der Migrationsforschung alte Traditionslinien von ›Ausländerforschung‹ bis hin zum Integrationsparadigma fortschreiben wird, insbesondere dann, wenn wissenschaftliche Politikberatung sich an die aktuellen Tendenzen einer repressiven Migrationspolitik und erstarkter nationalistischer und rassistischer Kräfte anpasst.3 Angesichts dieser Dynamiken erscheint es uns wichtiger denn je, über die Bedingungen, Spielräume und Fallstricke kritischer Wissensproduktion zu Migration nachzudenken.

Die gesellschaftliche Funktion wissenschaftlicher Wissensproduktion

Insbesondere in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Polarisierung erscheint es uns jedoch falsch, zu dichotom oder dualistisch über das Verhältnis von (kritischer) wissenschaftlicher Wissensproduktion auf der einen und hegemonialen Kräften, Politik und Staat auf der anderen Seite nachzudenken. Wenn man sich vergegenwärtigt, wie einige staatliche Institutionen neue Finanzmittel für die Migrationsforschung begründen, wird dies nachvollziehbar. So verband das BMBF sein bereits erwähntes Förderprogramm nicht nur mit dem Bedarf nach einer besseren Datengrundlage und der »Vermittlung der wissenschaftlichen Erkenntnisse in Politik und Gesellschaft« (BMBF 2016), sondern auch mit der Notwendigkeit, den ›alternativen Fakten‹ zu Flucht und Migration im Kontext des gesellschaftlichen Rechtsrucks entgegenzuwirken – und zwar indem die »Stimme der Wissenschaft« (ebd.) gestärkt werde. Ähnlich argumentierte das Bundesfamilienministerium hinsichtlich der Neugründung des DeZIM: »Falschinformationen und Mutmaßungen müssen wir Fakten entgegensetzen!« (BMFSFJ 2017) Freilich, diese Unterscheidung zwischen guter, weil ›objektiver‹ Wissenschaft und schlechter, weil ›ideologischer‹ Wissensproduktion von rechts wird nicht ausreichend qualifiziert bzw. ist insgesamt irreführend. Schließlich gilt für den Gegenstandsbereich der ›Migration‹ in besonderem Maße, dass »wissenschaftliche Tätigkeit nie politisch neutral [ist]« (Fiedler et al. 2017: 12), wie es das Editorial der movements-Ausgabe 3(1) formulierte. »Ob Forschende wollen oder nicht, ob es ihnen bewusst ist oder nicht, ob sie es offen zugeben und öffentlich reflektieren oder nicht – ihre soziale Stellung, ihre Finanzierung, die Funktionen und Effekte ihrer Tätigkeit haben einen zutiefst politischen Charakter« (ebd.).

Dass Wissenschaft per se weder emanzipatorisch noch objektiv ist, wird schon seit Langem reflektiert. Die Frage, was kritische Wissenschaft prägt und wie kritische Migrationsforschung gemacht werden kann, ist auch zentraler Gegenstand des Netzwerks kritnet. Dabei beziehen wir uns auf eine Vielfalt von theoretischen Ansätzen, von denen wir im Folgenden drei Perspektiven diskutieren werden. Wichtige Bezugspunkte sind hier die Vertreter*innen feministischer Erkenntnistheorien, die Frankfurter Schule und andere marxistische Perspektiven sowie Konstruktivismus, Poststrukturalismus und post- bzw. dekoloniale Kritik.

Wissenschaft wird in diesen kritischen Ansätzen als Technik verstanden, die soziale Wirklichkeit nicht nur beschreibt, sondern mitherstellt. Dabei ist vor allem in einer an Michel Foucaults Überlegungen zur Regierungskunst und zur gouvernementalité (Foucault 2000) anschließenden Perspektive die Verknüpfung von Wissen und Macht von zentraler Bedeutung, die den produktiven Charakter beider Aspekte in den Vordergrund rückt (vgl. dazu Foucault 1994: 250; Foucault 1976: 45). Die Ausübung von Macht setzt spezifische Wissensformen voraus und erfordert bestimmte Techniken. Sie ist eine (Regierungs-)Kunst im doppelten Sinne. Sie ist künstlich im Sinne eines Fabrizierens, eines prozesshaften Produzierens, und fragt zugleich nach der bestmöglichen Weise, die Macht auszuüben (Krasmann 2007: 280ff.; Gordon 1980). Sie ist deshalb zur Rationalisierung gezwungen und muss ihre eigenen Bedingungen reflektieren. Realität und Repräsentation sind in einer solchen Perspektive nicht entkoppelt. Dinge und Denken konstituieren einander, politische Praktiken beschreiben und problematisieren eine Ordnung der Realität und stellen sie damit zugleich her. Ein solches machtdurchtränktes Wissen ist nicht rein, weil das Wissen sich erst in der Anwendung realisiert und praktisch wird, episteme und techne zugleich (Miller/Rose 1991; Dean 1996).

Eine kritische Reflexion von Wissensproduktion analysiert somit die gesellschaftlichen Bedingungen und die Praktiken und Technologien unter bzw. mit denen Dinge zu Objekten des Wissens gemacht werden. Indem Wissen etwa über ›den Flüchtling‹ produziert wird, wird dieser als Objekt von Kontrolle und Regierung erst hergestellt (vgl. Braun/Matthies 2017: 33ff.). Wissenschaft hat normalisierende, hierarchisierende und herrschaftsstabilisierende Effekte und Funktionen, sie ist selbst Teil der sozialen Wirklichkeit, von der sie sich ein Bild macht. Wissenschaftliches Wissen ist immer an konkrete – dynamische, konfliktuelle – Praktiken gebunden und ein zentrales Moment der Reproduktion wissenschaftlicher und politischer Praxis.

Neben Foucault’schen Ansätzen tragen auch historisch-materialistische Theorien zu einer kritischen Reflexion von Wissensproduktion bei. Wissenschaftler*innen, so formulierte Max Horkheimer es in »Traditionelle und kritische Theorie«, einem Schlüsselaufsatz der Frankfurter Schule, »sind in den gesellschaftlichen Apparat eingespannt, ihre Leistung ist ein Moment der Selbsterhaltung, der fortwährenden Reproduktion des Bestehenden, gleichviel, was sie sich selbst für einen Reim darauf machen« (Horkheimer 2003/1937: 213). Ein anderer Klassiker wissenschaftlicher Selbstkritik, den wir in der Produktion dieser movements-Ausgabe intensiv und kontrovers diskutiert haben, ist der Artikel »Fat-Cat Sociology« von Martin Nicolaus (1991/1968), einem Vertreter der Radical Sociology Movement, ursprünglich gehalten als Rede auf dem Kongress der American Sociological Association (ASA) im August 1968 in Boston (vgl. Fuller 1996). In seiner Rede bringt er die Verstrickung von Wissenschaft in Herrschaftsprozesse polemisch wie pointiert auf den Punkt: »The corporate rulers of this society would not be spending as much money as they do for knowledge, if knowledge did not confer power.« (Nicolaus 1991/1968: 254) Wissen übertrage Macht, deshalb werde dafür bezahlt und deshalb bestehe zwischen Erkenntnisobjekten und -subjekten eine Beziehung, die Herrschaftsverhältnisse spiegelt: »So far, sociologists have been schlepping this knowledge that confers power along a one-way chain, taking knowledge from the people, giving knowledge to the rulers.« (Ebd.) Als soziologisch ›interessant‹ gelten den Herrschenden zentral die Bewegungen subalterner oder unterdrückter Gruppen (ebd.: 252). Die Produktion von systemstabilisierendem Herrschaftswissen über diese Bewegungen sei die eigentliche Funktion sozialwissenschaftlicher Arbeit, und Soziolog*innen – und andere Sozialwissenschaftler*innen – würden von ihrer Kollaboration persönlich profitieren:

»[T]he eyes of sociologists, with few but honorable (or honorable but few) exceptions, have been turned downward, and their palms upward. Eyes down, to study the activities of the lower classes, of the subject population – those activities which created problems for the smooth exercise of governmental power.« (Ebd.)

Auch aus Perspektive feministischer und postkolonialer Theorien werden Formen, Wirkungsweisen und Funktionen von Wissenschaft für die Aufrechterhaltung herrschender Ungleichheiten grundlegend kritisiert, und dabei das Postulat wissenschaftlicher Objektivität und Neutralität insbesondere hinsichtlich der Stabilisierung androzentrischer, rassistischer und kolonialer Herrschaftsordnungen und der Marginalisierung emanzipatorischer Praktiken hinterfragt (bspw. Said 1978; Fanon 1985; Collins 1990; Haraway 1995; Gutiérrez Rodríguez 1999; Castro Varela/Dhawan 2005). Wissenschaft trage mit diskursiven Mitteln zur Herstellung eines europäischen Selbst und eines nicht-westlichen Anderen bei (vgl. Said 1978; Spivak 1999). Damit verbunden sei die Konstruktion einer Norm, in der das Andere als Abweichung und Bedrohung diskursiv konstruiert werde. Wissenschaft wird als hegemoniales kulturelles Projekt kritisiert, das mit der Schaffung von hierarchisch organisierten Wissensordnungen und Denksystemen (Freire 1970; Gramsci 1991) einhergeht, die dann von Subjekten ›internalisiert‹ (Freire 1970) oder sogar ›epidermisiert‹ (Fanon 1985) werden.

Wissen und Macht, Wissenschaft und Herrschaft sind demnach also unaufhebbar verstrickt. Allerdings ist offensichtlich, dass wir mit einer Ausgabe zu Fragen der Wissensproduktion in der Zeitschrift movements den Anspruch erheben, dass es sehr wohl einen Unterschied macht, was für »einen Reim« (Horkheimer 2003/1937: 213; s.o.) wir uns auf die Verhältnisse machen – und dass wir die Institution Wissenschaft als einen Ort der Auseinandersetzung begreifen, an dem es sich für Erkenntnisse jenseits der »Reproduktion des Bestehenden« (ebd.) einzutreten lohnt. Dabei gilt es sich allerdings immer wieder an die aufgeführten, grundsätzlichen Kritiken westlicher (Sozial-)Wissenschaft zu erinnern. Auch wenn sich Macht- und Herrschaftsmechanismen ebenso wie sozialwissenschaftliche Wissensproduktionen ausdifferenziert haben und kritische Perspektiven sowie gesellschaftliche Kämpfe immer wieder integriert wurden – der Mainstream wissenschaftlicher Wissensproduktion unterscheidet sich nach wie vor nur marginal von den Hegemonien, die die Verwaltung unserer Welt aufrechterhalten. Es gilt sich vor Augen zu führen, dass sich eine kritische Migrations- und Grenzregimeforschung den Regeln der Institution Wissenschaft – und damit den Zwängen des ›gesellschaftlichen Apparats‹, der jede wissenschaftliche Wissensproduktion auf den Moment der ›Reproduktion des Bestehenden‹ zu reduzieren droht –, immer wieder neu entziehen muss. Die Frage, ob und auf welche Weise dies möglich ist, gilt es zuerst im Verhältnis zwischen kritischer Migrationsforschung und den Bewegungen und Kämpfen der Migration sowie solidarischem Aktivismus zu verhandeln.

Das Spektrum der möglichen Formen einer kritischen wissenschaftlichen Wissensproduktion lässt sich dabei grob zwischen zwei Polen verorten. Auf der einen Seite stehen jene grundsätzlichen Kritiken der Triebkräfte von (akademischer) Wissensproduktion und ihrer Funktion für Macht- und Herrschaftsmechanismen, die bereits zur Sprache gekommen sind. Auf der anderen Seite stehen Perspektiven, die Hegemonien der Wissensproduktion nicht nur durch (negative) Kritik, sondern durch die Sichtbarmachung und Theoretisierung anderer, marginalisierter Formen der Wissensproduktion und entsprechender Kämpfe zu dezentrieren suchen (bspw. Escobar/Restrepo 2005). In diesem Sinne gilt es, Wissensproduktionen im Plural zu denken und sie nicht auf Fragen (der Kritik) von hegemonialen Strukturen und Diskursen zu reduzieren. Stattdessen muss (auch) die alltägliche und praktische Ko-Produktion von Wissen in den Blick genommen werden.

Insbesondere feministische Erkenntnistheoretikerinnen wie Patricia Hill Collins (1990) oder Donna Haraway schlagen deshalb vor, von ›situiertem Wissen‹ zu sprechen, das von einem bestimmten Standpunkt aus produziert wird. Der Anspruch einer neutralen und objektiven Wissenschaft sei eine ›Illusion weißer, heterosexueller Männer‹ (vgl. Haraway 1995), die davon ausgehe, man könne Objekte, Subjekte und gesellschaftliche Verhältnisse aus einer ›unmarkierten Position‹ beschreiben und wissenschaftliche Praxis jenseits von Machtverhältnissen produzieren. Mit der heuristischen Perspektive des situierten Wissens wird auch auf Erkenntnisse der politischen Kämpfe Schwarzer, migrantischer Feministinnen und des Antikolonialismus zurückgegriffen. Ausgangspunkt entsprechender Theoriebildung ist stets die Praxis als Erfahrung der Unterdrückung und damit verbundener Widerständigkeit (Anzaldúa/Moraga 1983; Collins 1990; vgl. auch Caixeta 2003; Gutiérrez Rodríguez/Steyerl 2003). Ein daran anschließender Vorschlag ist der einer ›parteilichen Forschung‹ (Freire 1970; hooks 1984; maiz 2009), die gezielt zur Verbesserung der Lebensverhältnisse der ›beforschten Subjekte‹ beiträgt, sowie einen epistemologischen Raum für marginalisiertes Wissen und Selbstrepräsentationen eröffnet. In der kritischen Migrations- und Grenzregimeforschung bildet diese Form der ›parteilichen Forschung‹ einen wichtigen Strang, der durch methodologische Prozesse wissenschaftlicher Selbstreflexion begleitet wird (beispielhaft hierzu Azzarello et al. 2014; Carstensen et al. 2014; maiz 2009; Riedner 2014; Schwenken 2017) und bisher vor allem im Kontext von Forschung über prekäre Beschäftigungsverhältnisse und Migration eingesetzt wurde.

Texte dieser Ausgabe

Innerhalb des oben benannten Spektrums kritischer Wissensproduktion, aufgespannt zwischen den Polen negativer Kritik und der Arbeit an und mit widerständigen Formen der Wissensproduktion, setzen die Artikel dieser Ausgabe unterschiedliche Schwerpunkte. Eine Anzahl von Texten lässt sich jeweils nahe einem der Pole verorten, andere beschäftigen sich vor allem mit Widersprüchen und Effekten hegemonialer Wissensproduktionen.

Widerständige Formen von Wissensproduktion

Zu den Texten, die sich mit Praktiken und Möglichkeiten widerständiger Formen von Wissensproduktion befassen, gehören die Beiträge von Rubia Salgado, Ursula Santa Cruz, Daniel Bendix sowie das von Sophie Hinger mit Charles Heller und Lorenzo Pezzani geführte Interview. Ihre Texte kritisieren die hegemonialen Logiken, Machtstrukturen und Episteme von Wissen über Migration, indem sie unterschiedliche Wissensformationen gegeneinander wenden. Sie versuchen gegenhegemoniale Wissensformen zu produzieren oder deren Existenz und Wirkungsweise hervorzuheben – Wissensformen, die Menschenleben schützen, die in bestehende Verhältnisse intervenieren und sie verändern.

Rubia Salgado beschreibt in ihrer Intervention als Mitglied der Vereine maiz und das kollektiv – kritische bildungs-, beratungs- und kulturarbeit von und für migrant*innen die Möglichkeiten des Erlernens von Deutsch als Zweitsprache. Nicht nur Machtasymmetrien, sondern auch Rassismen kennzeichnen den Zweitsprachenerwerb. Um so dringlicher erscheint es deswegen in der Bildungsarbeit, Räume der kritischen Reflexion und der ›gegenhegemonialen Wissensproduktion‹ zu gestalten. Im Mittelpunkt steht ein anerkennendes, wechselseitiges und gleichwertiges Beziehungsverhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden.

Ursula Santa Cruz problematisiert in unserem Interview mit ihr die Diskussionen um geschlechtsspezifische Gewalt insbesondere in migrationspolitischen und europäischen feministischen Kontexten. Ähnlich wie wir es aus dem black, chicana und postcolonial feminism kennen (vgl. Mohanty 2003; Anzaldúa/Moraga 1983), kritisiert sie aus einer dekolonialen Perspektive universalisierende Vorstellungen europäischer Feministinnen, die migrantische Frauen aus dem globalen Süden ausschließlich als Opfer von Gewalt eines migrantischen Patriarchats konstruieren. Damit verbunden ist nicht nur die Konstruktion eines europäisch-feministischen Selbst, sondern auch die Invisibilisierung von familiärer Gewalt seitens europäischer Männer. Im Anschluss an dekoloniale Ansätze hebt sie die Rolle des ›Ortes der Aussage‹ (position of enunciation) hervor, fragt also, aus welcher (geopolitischen) Position heraus Gewalt benannt, theoretisiert und bewertet wird und welche epistemologischen und ideologischen Frameworks damit verbunden sind: Wer bestimmt, was Gewalt ist und was nicht? Dabei geht es ihr um eine situierte Analyse von Geschlechterverhältnissen und rassistischen Gesellschaftsformationen. Ausgangspunkt ihrer Analyse sind die Erfahrungen migrantischer und sex-gender-dissidenter Menschen, die sich im Kollektiv t.i.c.t.a.c. selbst organisiert haben, um ihre alltäglichen Gewalterfahrungen zu reflektieren und gegenhegemoniale Praktiken zu entwerfen, um die migrantische Stimmenvielfalt und die Pluralität von Erfahrungen sichtbar zu machen.

Charles Heller und Lorenzo Pezzani diskutieren und reflektieren im Interview mit Sophie Hinger ihre spezifische Praxis der Wissensproduktion. Im Jahr 2011 gründeten der Wissenschaftler und Filmemacher Heller und der Architekt Pezzani das Projekt Forensic Oceanography, um die tödlichen Auswirkungen des militarisierten Grenzregimes und der Migrationspolitik im Mittelmeer zu untersuchen. In Zusammenarbeit mit einem breiten Netzwerk von NGOs, Aktivist*innen, Wissenschaftler*innen und Journalist*innen produzieren sie Berichte, Artikel, Karten und Videos, um die Gewalt gegen Migrant*innen an den europäischen Seegrenzen zu dokumentieren. Ihre Praxis verdichtete sich 2012 in der Online-Plattform WatchTheMed.net, aus der 2014 das WatchTheMed Alarmphone hervorging, einer Hotline für Migrant*innen in Seenot. Sophie Hinger, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Osnabrück und Mitglied des Alarmphone, tauschte sich zwischen Juli 2017 und Februar 2018 per Skype und E-Mail mit Heller und Pezzani über die Veränderungen im Grenzregime des (zentralen) Mittelmeers und die Rolle von activist researchers in dieser umkämpften Arena aus.

Daniel Bendix spielt im Titel seines Artikels »Der globale Süden ist hier!« auf einen Text an, der 2017 in movements 3(1) erschienen ist. »Den globalen Süden mitdenken!« hatte Miriam Lang gefordert und sich damit gegen eine Tendenz in der kritischen Migrations- und Grenzregimeforschung gewandt, die sich dezidiert desinteressiert an Fluchtursachen und an den Gründen für Migration zeige. Lang warf dieser Position einen Eurozentrismus vor, der sich für reale Dynamiken im globalen Süden und die Zwänge, denen Migrant*innen unterlägen, nicht interessiere. Bendix stimmt Lang zu, verweist aber darauf, dass der globale Süden in Gestalt von Refugee-Gruppen und migrantischen Organisationen bereits ›hier‹ sei. Um also den globalen Süden in kritische Forschung einzubeziehen, müsste mit diesen Akteur*innen hier im globalen Norden enger und auf Augenhöhe kooperiert und ihre Analysen, Forderungen und politischen Praktiken stärker wahrgenommen werden. In diesem Sinne fordert Bendix von sich als kritisch verstehenden Migrations- und Grenzforscher*innen, die widerständige Wissensproduktion migrantischer Aktivist*innen in Deutschland und Europa ernst(er) zu nehmen. Dies hieße etwa, so zeigt er an zahlreichen Beispielen, stärker über den Zusammenhang von Migration und Kapitalismus, Grenzen und Imperialismus nachzudenken.

In ihrer Intervention zu Rassismuskritik und Meinungsfreiheit an den Universitäten begründen Katharina Hoppe, Darja Klingenberg, Vanessa Eileen Thompson, Felix Trautmann und Alexander Vorbrugg, warum sie sich für die Absage eines geplanten Vortrags des umstrittenen Vorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, an der Goethe-Universität Frankfurt eingesetzt haben. Die Einladung Wendts, der vor allem durch rechtspopulistische Äußerungen in den Medien aufgefallen ist, deuten sie als Ausdruck aktueller diskursiv-politischer Verschiebungen nach rechts. Ihr Protest wurde von liberaler Seite mit Verweis auf die Meinungsfreiheit kritisiert und dabei ihre gegenüber rassistischen ›Meinungen‹ artikulierte Kritik in den Bereich derer gedrängt, die diese Freiheit gefährden. Dagegen wenden die Autor*innen ein, dass die Diskriminierungsfreiheit ein ebenso hohes Gut sei wie die Meinungsfreiheit und beide nicht gegeneinander ausgespielt werden sollten. Auch im konkreten Einzelfall sei deshalb Widerstand gegen die Einladung von Personen zu leisten, deren Äußerungen einen diskriminierenden Gehalt erwarten ließen. Nicht nur um die Frage der Toleranz gehe es, sondern auch darum, dass die Grenzen der Sagbarkeit selbst politisch ausgehandelt werden müssen.

Hegemoniale Formen von Wissensproduktion

Es ist wohl kein Zufall, dass die bisher genannten Texte, die sich mit widerständiger Wissensproduktion befassen, allesamt unter den Rubriken ›Interviews‹ und ›Interventionen‹ eingegangen sind. Im Kontrast hierzu befassen sich die Texte aus den Rubriken wissenschaftliche ›Artikel‹ (Inken Bartels, Sarah Louise Nash, Léonie Newhouse) und ›Forschungswerkstatt‹ (Ole Oeltjen) mit verschiedenen Aspekten hegemonialer bzw. herrschaftsnaher Wissensproduktion, darunter europäische und internationale expert communities und Konferenzen, die durch ihre Wissensproduktionen und Wissensprodukte problematische Effekte erzeugen. Gleiches gilt für den stark visuellen Mapping-Beitrag von Maribel Casas-Cortes und Sebastian Cobarrubias und für den Aufsatz von Joshua Hatton, den wir unter der neuen Rubrik ›Debatte‹ publizieren (siehe unten).

Inken Bartels konzentriert sich in ihrem Artikel auf den bislang wenig erforschten Aspekt der Vermittlung von Migrationswissen. Sie fragt, wie das herrschaftsnahe Wissen über Migration und ›Migrationsmanagement‹, das in internationalen Organisationen wie der IOM produziert (und vor allem von Regierungen des globalen Nordens finanziert) wird, in die migrationspolitische Praxis von Ländern des globalen Südens übergeht. Auf äußerst anschauliche und erhellende Weise untersucht sie dieses Problem anhand internationaler Workshops und Konferenzen in Tunesien und Marokko, wo IGO-Vertreter*innen auf Angestellte lokaler NGOs und Staatsapparate treffen und best practices und lessons learned des Migrationsmanagements vermitteln. Mit Bezug auf Pierre Bourdieu kann Bartels jedoch zeigen, dass dieser Vermittlungsprozess nicht einseitig, nicht top-down ist. Stattdessen sind lokale Regimeakteure aktiv an ständig umkämpften Prozessen der Wissensvermittlung beteiligt.

Sarah Louise Nash stellt in ihrem Artikel ebenfalls internationale Organisationen ins Zentrum. Sie kritisiert, dass sich im Feld ›Migration im Kontext des Klimawandels‹ ein eigendynamischer Kreislauf aus Forschung, Klimapolitik und Wissensproduktion etabliert hat, der durch einen scheinbar unstillbaren ›Wissensdurst‹ vorangetrieben wird. Aus einer an Foucault anknüpfenden Perspektive untersucht sie die Macht-Wissen-Komplexe des Feldes und fragt, welches und wessen Wissen durch die dominierenden epistemic communities (Regierungen, internationale Organisationen, UNO, wissenschaftlicher Mainstream) ausgeschlossen wird. Sie identifiziert vier Grenzen, durch die das Wissen über Migration im Kontext des Klimawandels auf ›legitim Denkbares‹ beschränkt wird, darunter herrschende Problemdefinitionen und Begriffe sowie nur für Elitenakteure offene Diskussionsräume.

Léonie Newhouse wendet sich ausgehend von ihrer eigenen Forschung in Juba im Süd-Sudan gegen die ausschließliche Fokussierung europäischer Forscher*innen auf die EUropäischen Außengrenzen und grenznahe Transiträume. Newhouse adressiert damit epistemologische Fragen, also den geopolitischen Ort der Wissensproduktion, und plädiert für eine Reflexion der eigenen Forscher*innenpositionierung. Mit der Kritik an Wissensproduktionen, die Europa zum Zentrum und Ziel aller Migrationsverläufe machen, geht es nicht nur um einen bloßen Perspektivwechsel hin zu Süd-Süd-Migrationen. Eine kritische Reflexion der Konstruktion des (migrationspolitischen) Forschungsgegenstandes sei auch deshalb wichtig, weil die jüngsten Ereignisse und politischen Entwicklungen zu einem Anstieg des Interesses an Flucht und Migration geführt haben. Insbesondere beim Forschungsdesign müsse deshalb darauf geachtet werden, nicht jene auch in Diskursen staatlicher und staatsnaher Akteure dominierenden Logiken zu reproduzieren, die ausschließlich den drei Kontinenten Europa, Nordamerika und Australien als Hauptziele für Migrant*innen auf der ganzen Welt Aufmerksamkeit schenken. Sie plädiert dafür, sich über den Ort des eigenen Forschens Gedanken zu machen: Jenseits Europas zu forschen bedeute, sich der multiplen Ziele und Routen von Mobilitäten bewusst zu werden.

Ole Oeltjen betont ganz im Sinne der stärker werdenden Beschäftigung mit migration industries, dass nicht nur Wissenschaft und Politik, sondern auch Unternehmen Wissen über Migration produzieren und fragt, welche Perspektiven und Logiken eigentlich Betreiber von Unterkünften auf Flucht einnehmen. Oeltjen zeigt, wie stark bei Unterkunftsbetreibern bzw. ihren Mitarbeiter*innen humanitaristische (Opfer-)Perspektiven vorherrschen und orientalistisches Othering reproduziert wird. Dies ist deshalb so frappierend, weil die Unterkunftsbetreiber*innen zunehmend reklamieren, für die Bewohner*innen der Unterkünfte, für die Geflüchteten, zu sprechen und sich (nicht nur, aber auch zu diesem Zweck) vermehrt vernetzen und zusammenschließen.

Schließlich zeigen Maribel Casas-Cortes und Sebastian Cobarrubias anhand von Karten und anderen Geo-Visualisierungen die EU-Praktiken und Perspektiven der Remote Migration Control auf. So können sie nachweisen, wie kartografische, visuelle Wissensproduktion die Externalisierung der EU-Grenzen unterstützt hat. Vor allem am Beispiel der ›i-Map‹, einer interaktiven Kartografie von Migrationsrouten, die unter Autoritäten in EU- und Nicht-EU-Ländern weit verbreitet ist, wird deutlich, wie ein visuelles Porträt von Migrationsbewegungen eine geteilte Expertensprache entstehen lässt und das geographisch Imaginäre einer Illegalität jenseits der Grenzen hervorbringt. Die Konsequenzen dieser kartografischen Praktiken treffen Menschen ganz konkret, sie befördern eine Logik, die Bewegung bereits beim Aufbruch und während des Transits kriminalisiert. Illegalität wird auf eine Weise konstruiert, die einen Grenzübertritt als Ziel annimmt, bevor eine Grenze tatsächlich überquert worden ist. Illegal wird jemand in dieser Logik in dem Moment, in dem er/sie entscheidet, zu migrieren. Der Beitrag weist jedoch auch auf alternative Möglichkeiten von Kartografie als Element eines widerständigen Gegenwissens hin.

Politische Ökonomie, Kritik und Gegenwissen

Eine Sonderstellung in dieser Ausgabe nimmt der Aufsatz »MARS Attacks!« von Joshua Hatton ein. Der Artikel analysiert die Verstrickung der britischen migration and refugee studies (MARS) in die restriktive Migrationspolitik der ›New‹ Labour-Regierungen von 1997 bis 2010. Hatton bezeichnet seine Analyse als ›warnendes Beispiel‹ (cautionary tale) für die Entwicklung der Migrations- und Fluchtforschung in Deutschland: MARS-Forscher*innen hätten den von ihnen beforschten Menschen durch die Kooperation mit zwei staatlichen Gremien heftig geschadet. Im Gegenzug, so Hatton, reproduzierten die Forscher*innen eine enge Kooperationsbeziehung mit dem britischen Staat, die sie unter den Bedingungen des Drittmittelzwangs als notwendig für ihre akademischen Karrieren und beruflichen Existenzen begriffen. Die historisch-materialistische Interpretation der Neoliberalisierung der britischen Hochschulen, mit der Hatton die geringe Autonomie und somit das Verhalten der Forscher*innen erklärt, war in der movements-Redaktion umstritten. Gleiches galt für seine Entscheidung, die Namen der an den staatlichen Gremien beteiligten Wissenschaftler*innen zu nennen sowie für seine am Ende des Artikels formulierte Einschätzung, dass innerhalb staatlicher Institutionen (inklusive der Universitäten) eine wirklich kritische Wissensproduktion zu Migration nicht möglich sei. Allenfalls Gegenaufklärung (counter-surveillance) über Akteure, Diskurse und Strukturen der Migrationskontrolle biete einen Ansatzpunkt. Wir haben Hattons Aufsatz deshalb zum Anlass genommen, die neue Rubrik ›Debatte‹ zu etablieren. In einer folgenden movements-Ausgabe werden Diskussionsbeiträge zu den in »MARS Attacks!« aufgeworfenen Fragen erscheinen.

Hattons Forderung nach counter knowledge ähnelt jedoch Vorschlägen, die in der kritischen Wissenschaft eine lange Tradition haben. Bereits 1968 erklärte Martin Nicolaus in seiner ›Fat-Cat Sociology‹-Rede Gegenaufklärung zu einer der zentralen Aufgabe einer ›radikalen‹ Sozialwissenschaft:

»What if that machinery were reversed? What if the habits, problems, secrets, and unconscious motivations of the wealthy and powerful were daily scrutinized by a thousand systematic researchers, were hourly pried into, analyzed and cross-referenced; were tabulated and published in a hundred inexpensive mass-circulation journals and written so that even the fifteen-year-old high-school drop-out could understand them and predict the actions of his landlord to manipulate and control him?« (Nicolaus 1991/1968: 254)

Für eine sich als kritisch verstehende Migrations-, Grenz- und Fluchtforschung hieße dies, nicht Wissen ›über‹ Migrant*innen und ›Flüchtlinge‹ zu produzieren, sondern über die Akteure, Diskurse und Strukturen, die erst die Lebenshoffnungen und dann oft auch die Mobilität von Menschen beherrschen wollen. Entsprechende Vorschläge wurden in der kritischen Migrations- und Grenzforschung in den letzten Jahren immer wieder unterbreitet: Diese solle keine Migrant*innenforschung sein, keine Migrantologie (Bojadžijev/Römhild 2014), sondern entweder die Kämpfe der Migration in den Fokus nehmen (Moulier Boutang 2007) oder das Regieren selbst. Auch Charles Heller und Lorenzo Pezzani skizzieren in ihrem Interview in dieser Ausgabe eine solche Praxis. Die kritische Analyse und Reflexion von Wissensproduktionen in und zu Migrations- und Grenzregimen muss und wird also weitergehen. Als Redaktion laden wir explizit dazu ein, die zukünftig offenen Calls for Papers der movements zu nutzen, um weitere Beiträge zu Wissensproduktionen über Migration und ihre Regierung einzureichen.

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  • Volume: 4
  • Issue: 1
  • Year: 2018


Katherine Braun ist Soziologin und als wissenschaftliche Mitarbeiterin im BMBF-Verbundforschungsprojekt »Willkommenskultur und Demokratie« am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) an der Universität Osnabrück tätig. Sie forscht zu dekolonialen und feministischen Epistemologien, Migrations- und Grenzregimen, Gender und Rassismus. Außerdem ist sie aktiv im Netzwerk kritische Migrations- und Grenzregimeforschung und Redaktionsmitglied bei movements. Journal für kritische Migrations- und Grenzregimeforschung.

Fabian Georgi ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft der Philipps-Universität Marburg (Post-Doc). Er ist Geschäftsführer der Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung (AkG), Mitglied der Forschungsgruppe Staatsprojekt Europa und arbeitet aus materialistischer Sicht zu Migrationspolitik und Europäischer Integration.

Robert Matthies ist Politikwissenschaftler und Kriminologe und arbeitet als Redakteur bei der taz.die tageszeitung. Er promoviert an der Universität Hamburg zu neuen Visualisierungstechnologien und Blickregimen im Kontext von Kriminalitätskontrolle und Sicherheitspolitiken.

Simona Pagano, Kulturanthropologin, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften in Göttingen. Sie arbeitet zu kritischer Migrationsforschung, Rassismus, feministischer Theorie und Intersektionalität, Camps und anderen Formen der Unterbringung. Aktuell forscht sie in einem komparativen Projekt zu institutionellen Anordnungen, die im Kontext der Aufnahme von Geflüchteten seit 2015 entstanden sind.

Mathias Rodatz arbeitet zu Geographien der Ungleichheit: Er interessiert sich für das Spannungsfeld zwischen (räumlichen) Prozessen der Marginalisierung und sozialen, kulturellen oder politischen (Gegen-)Bewegungen, die aus ihnen hervorgehen. Zu seinen Themen gehören Migration, Bürgerschaft und Rassismus in der neoliberalen Stadt sowie Nationalismus und Zugehörigkeit in der postmigrantischen Gesellschaft. Seit 2010 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Humangeographie der Universität Frankfurt tätig.

Maria Schwertl ist Kulturanthropologin und PostDoc am Institut für Europäische Ethnologie der LMU München. Aktuell forscht sie zu den Produzent_innen von Grenztechnologien und ihren Imaginationen von Grenze.