CfP | movements 4 (1) | Wissensproduktionen

Migration, Flucht und grenzüberschreitende Bewegungen sind umkämpfte Objekte des Wissens und werden durch Praktiken der Wissensproduktion zu Gegenständen des Regierens gemacht. So hat nicht zuletzt die Schengenkrise 2015 zu einer wachsenden Nachfrage nach Wissen über Migration und Flucht geführt: das Generaldirektorat Forschung der Europäischen Kommission beschäftigt seit Anfang 2016 einen eigenen Berater für das Thema »Migration«, das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung stellte im selben Jahr 18 Millionen Euro für die geistes- und sozialwissenschaftliche Migrationsforschung bereit. Überhört wird in diesem Willen zum Wissen der Migration allerdings beständig die Perspektive der Migration selbst.

Angesichts dieser zwiespältigen Proliferation der Migrationsforschung, der verstärkten Nachfrage nach Wissensproduktionen über ›Migration‹, ›Mobilität‹, ›Flucht‹, ›Flüchtlinge‹ und ›Grenzübertritte‹, wollen wir in dieser Ausgabe von movements das Wissen und die Wissensproduktionen der Migration in den Blick nehmen und dabei folgende Themenfelder und Fragen adressieren:

Wissensarten, Wissensformate und ihre Funktionen

In welchen verschiedenen Arten und Formaten wird aktuell Wissen über Migration produziert und wie unterscheidet es sich vom Wissen der Migration? Warum sind Kartierungen und Mappings, aber auch künstlerische, kulturpolitische (z.B. museale) und visuelle Wissensproduktionen über Migration gerade so gefragt und welche Effekte generieren sie? Was ist ihre kontrollpolitische Funktion und welches kritische, affektive aber auch affirmative und reifizierende Potenzial ist verschiedenen Wissensarten und -formaten inhärent?

Neue Akteure der Wissensproduktion

Wie lässt sich die zunehmende Institutionalisierung und Professionalisierung der Migrationsforschung und -expertise sowie ihre Bündelung und Schließung in bestimmte Formen und Organisationen (z.B. im Netzwerk Flüchtlingsforschung, dem Berliner Institut für Integrations- und Migrationsforschung oder dem Rat für Migration) verstehen und einordnen? Welche politisch-wissenschaftlichen Effekte haben sie?

Verknüpfung von Wissen(schaft) und Politik

Welche Effekte erzielt die EU mit ihren Forschungsrahmenprogrammen über Migration? Welche Zusammenhänge entstehen dabei zwischen Wissenschafts-, Migrations- und Sicherheitspolitik sowie Wirtschafts- und anderen Politiken? Wie sind die politischen Ökonomien des Forschens, die sich hier abzeichnen, zu erklären und einzuordnen? Wie und wo wird auf der anderen Seite Gegenwissen produziert? Wie zeigen zivilgesellschaftliche Initiativen Verantwortungen auf, formieren Gegen-Erinnerungen, produzieren Wissen und Fälle? Wie werden Datenbanken und digitale Netzwerke genutzt, um Kritik mit migrantischer und politischer Praxis zu verbinden?

(Gegen-)Geschichte der Migrationsforschung

Wie lässt sich die Geschichte der Migrationsforschung erzählen, ohne dabei die Perspektive der Migration aus dieser Geschichte herauszuschreiben? Trotz jahrzehntelanger postkolonial und antirassistisch geprägter Kämpfe an den Universitäten und in der Wissenschaft haben diese noch lange keinen Eingang in die Geschichte der Migrations- und Grenzforschung gefunden.

Kritische Wissensproduktion

Wo stehen wir mit unseren Bemühungen um eine kritische Perspektive in der Migrations- und Grenzforschung, die selbstreflexiv und machtkritisch in das Wissensfeld der Migration intervenieren möchte und eine fundierte Kritik an den gegenwärtigen Formen der Regierung der Migration artikulieren will? Was ist der Stand und aktuelle Beitrag der Perspektive der Autonomie der Migration, ethnographischer Migrations- und Grenzregimeforschung, Ansätzen wie »Border as Method«, von Gouvernementalitätsperspektiven und materialistisch-staatstheoretischen Perspektiven sowie von Konzepten wie „Solidarität“ oder „Konvivialität“?

Submission of abstracts – deadlines

We are looking forward to receiving abstracts of no more than 500 words by 15th of June 2017. We welcome abstracts for all formats of movements: academic articles, research reports, political interventions in essay format, as well as interviews and book reviews. When submitting an abstract, please indicate the format the submission is meant for. Academic articles should be no longer than 50.000 characters (including spaces), research reports no longer than 30.000 characters and interventions no longer than 20.000 characters. The final contributions will be due by 30 September 2017.

All submissions will pass through a collaborative review process conducted by the editorial board. Academic articles are additionally peer-reviewed by at least two anonymous experts. In any case, the editorial team will discuss comments and suggestions with the authors in a transparent process. Final decisions on the acceptance of contributions are made by movements’ editorial board. The issue will be published in April 2018.

For further questions and submissions of abstracts: submit@movements-journal.org

For more information on the journal and the review process see http://movements-journal.org/issues/01.grenzregime/01.editorial~en.html