Rassismus in der postmigrantischen Gesellschaft

Jg. 2, Heft 1/2016

Einleitungen

Kijan Espahangizi, Sabine Hess, Juliane Karakayali, Bernd Kasparek, Simona Pagano, Mathias Rodatz, Vassilis S. Tsianos
Rassismus in der postmigrantischen Gesellschaft
Zur Einleitung

Lee Hielscher
De/Realität des Terrors
Eine Bilddokumentation von stadträumlichen Blickachsen der ehemaligen Lebensmittelpunkte der Opfer des NSU

De/Realität des Terrors: Eine Bilddokumentation von Lee Hielscher. Abdurrahim Özüdoğrus Schneiderei lag mitten in der Nürnberger Südstadt, an einer engbebauten und stark frequentierten Straßenecke. Mit großen Fensterflächen war das Geschäft von beiden Seiten einsehbar, von Anwohnern, von Passant*innen, von den umgebenden Parkflächen. Inmitten seines Ladens, am helllichten Tag, wurde er am 13. Juni 2001 ermordet. Eine bereits beschädigte Tafel erinnert an ihn.

Aufsätze

Ellen Kollender
„Die sind nicht unbedingt auf Schule orientiert“
Formationen eines ‚racial neoliberalism‘ an innerstädtischen Schulen Berlins

Tarek Naguib
Mit Recht gegen Rassismus
Kritische Überlegungen zum Verhältnis von Recht und Antirassismus am Beispiel der schweizerischen Strafnorm zur Rassendiskriminierung

Marianne Pieper
Assemblagen von Rassismus und Ableism
Selektive Inklusion und die Fluchtlinien affektiver Politiken in emergenten Assoziationen

Susanne Schultz
Die zukünftige Nation
Demografisierung von Migrationspolitik und neue Konjunkturen des Rassismus

De/Realität des Terrors: Eine Bilddokumentation von Lee Hielscher. Die Schützenstraße ist Querverbindung vom dicht bewohnten Ottensen nach Bahrenfeld. Zwei Läden liegen in Mitten der Straße, gut einsehbar von allen Seiten des sie umgebenden Wohnblocks. Am Vormittag des 27. Juni 2001 wird Süleyman Taşköprü in seinem Laden ermordet. Sein Vater sieht die Täter noch das Geschäft verlassen. Neben dem Laden befinden sich zwei Denkmäler.

Interview

Alana Lentin, Juliane Karakayali
Bringing Race Back in
Racism in “Post-Racial” Times

De/Realität des Terrors: Eine Bilddokumentation von Lee Hielscher. 60 Meter sind es vom Lebensmittelgeschäft der Familie Kılıç zur Polizeidienststelle. Genauso viele Meter liegt in gegenüberliegender Richtung die U-Bahn. Den ganzen Tag über kommen Passant*innen wie Polizist*innen am Geschäft vorbei, die Straße ist von hunderten von Fenstern gesäumt. Habil Kılıç wird am 29. August 2001 ermordet, die Täter gehen zweimal die Straße entlang, auch am Polizeigebäude vorbei. Eine Tafel erinnert an den Mord.

Interventionen

Miriam Aced, Veit Schwab
Addressing Whiteness with/in (Critical) Migration Studies

Mai-Anh Boger, Nina Simon
zusammen — getrennt — gemeinsam
Rassismuskritische Seminare zwischen Nivellierung und Essentialisierung von Differenz

Gabriele Dietze
Ethnosexismus
Sex-Mob-Narrative um die Kölner Sylvesternacht

Lee Hielscher
Das Staatsgeheimnis ist Rassismus
Migrantisch-situiertes Wissen um die Bedeutungsebenen des NSU-Terrors

Sophie Schlüter, Katharina Schoenes
Zur Ent-Thematisierung von Rassismus in der Justiz
Einblicke aus der Arbeit der Prozessbeobachtungsgruppe Rassismus und Justiz

De/Realität des Terrors: Eine Bilddokumentation von Lee Hielscher. Auf dem Durchgang von der Straßenbahn zum Wohnviertel lag der Imbiss, in dem Mehmet Turgut am 25. Februar 2004 ermordet wurde. Rundum stehen Wohnblocks mit Blick auf den ehemaligen Imbiss, die Kaufhalle nebenan ist vom ganzen Viertel frequentiert. Heute befindet sich ein Denkmal an der Todesstelle.

Forschungswerkstatt

Johanna Elle
Zwischen Fördern, Integrieren und Ausgrenzen
Ambivalenzen und Spannungsfelder im Kontext von Sprachlernklassen an Grundschulen

Valentin Domann
Rassismus auf dem Wohnungsmarkt
Fallstricke und Potenziale des Paired Ethnic Testings

Karima Popal
Akademische Tabus
Zur Verhandlung von Rassismus in Universität und Studium

Inga Schwarz
Racializing freedom of movement in Europe
Experiences of racial profiling at European borders and beyond

De/Realität des Terrors: Eine Bilddokumentation von Lee Hielscher. Theodoros Boulgarides' Schlüsseldienst lag im Zentrum des Münchener Westends. Autos, Busse, Radfahrer*innen und Passant*innen passieren den Laden im Sekundentakt. Er hat den Laden gerade erst eröffnet, viele seiner griechischen Freund*innen und Verwandten wohnen in den umliegenden Straßen. Am 15. Juni 2005 wird er hier ermordet.